Mit der Projektfinanzierung lassen sich vor allem große Vorhaben leicht umsetzen.

Gemeinsam Großes planen und durchführen – die Projektfinanzierung macht es möglich 

In den letzten Jahren ist der Bedarf an Großvorhaben, die Investitionen in hoher Millionenhöhe oder gar im Milliardenbereich erfordern, stetig gewachsen. Es ist davon auszugehen, dass dieser Trend weiter anhält – nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa und weltweit. Die zukünftigen Herausforderungen in Bereichen wie Mobilität, Digitalisierung, Energie, Bildung und einigen weiteren mehr sind so enorm, dass sie meist nicht von einem Investor allein gestemmt werden können. Für Unternehmungen dieser Art ist die Projektfinanzierung genau das passende Mittel der Wahl. Was wird unter dem Begriff der Projektfinanzierung subsumiert und wie unterscheidet sich diese von einer Unternehmensfinanzierung? Welche Investoren finden hier typischerweise zusammen? Welche besondere Rolle spielt das Cash-flow-related-lending und welche Vorteile entstehen dadurch für die am Projekt Beteiligten? All das und einiges mehr soll im Folgenden behandelt werden. 

Definition der Projektfinanzierung 

Die Projektfinanzierung ist als Gegenentwurf zur klassischen Unternehmensfinanzierung nicht für die Kreditvergabe eines einzelnen gewerbetreibenden Kreditnehmers gedacht. Stattdessen finanziert sie großvolumige Investitionsvorhaben, an denen verschiedene Investoren beteiligt sind. In der Regel wird zur Realisierung der Projekte eine Projektgesellschaft eingesetzt, die rechtlich und wirtschaftlich selbstständig agiert.  

Neben dem hohen Volumen der bereitgestellten Finanzierungsmittel gibt es einige weitere bedeutende Unterschiede zwischen einer Unternehmensfinanzierung und einer Projektfinanzierung. Die Bonität eines einzelnen Unternehmens spielt für die Auszahlung der Finanzierungsmittel keine Rolle. Entscheidend ist die prognostizierte Tragfähigkeit des zu finanzierenden Projekts. Das Risiko des Ausfalls trägt nicht ein einzelner Beteiligter, sondern es wird auf sämtliche Projektbeteiligte verteilt. Die Projektfinanzierung erfolgt im Gegensatz zur Unternehmensfinanzierung bilanzextern (off-balance-sheet-financing), ausschließlich die Projektgesellschaft selbst führt die Bilanz durch. Die großen Vorteile dieser Herangehensweise liegen auf der Hand: Auch große Summen können zu guten Kreditkonditionen eingesammelt werden. Die Gefahr der Insolvenz eines einzelnen an dem Projekt beteiligten Unternehmens führt nicht gleich zum Scheitern des gesamten Vorhabens. Durch dieses Risk Sharing steigen die Chancen für eine erfolgreiche Durchführung des jeweiligen Projektes enorm an. 

Wer sind die Beteiligten? 

Häufig ist eine Projektfinanzierung ein PPP-Vorhaben (Public Private Partnership), das gemeinschaftlich von der öffentlichen Hand und privaten Unternehmen vorangetrieben wird. An vielen kapitalintensiven Vorhaben wie beispielsweise dem Neubau von Krankenhäusern, der Errichtung von Windparks oder dem Bau einer Bahntrasse besteht ein hohes Maß an öffentlichem Interesse für die Fertigstellung des Projekts. Damit ist schon ein wichtiger Beteiligter an einer Projektfinanzierung genannt: der Staat, meist in Form einer oder mehrerer Kommunen oder eines Bundeslandes. Dazu kommt zumindest eine Großbank, häufig aber auch aufgrund des hohen Kapitalbedarfs ein Bankenkonsortium als Sponsor. Selbstverständlich müssen auch Unternehmen wie Betreiber und Lieferanten gefunden werden, die gemeinschaftlich mit den anderen Partnern dieser großen Aufgabe gewachsen sind. Zu guter Letzt sind meist auch Versicherungsunternehmen an einer Projektfinanzierung beteiligt, welche die Haftung für Ausfälle übernehmen. 

Das Cash-flow-related-lending im Zusammenhang mit der Projektfinanzierung 

Das Cash-flow-related-lending (CRL) ist einer der entscheidenden Punkte bei der Projektfinanzierung. Wiederum im Gegensatz zur klassischen Unternehmensfinanzierung spielen das vorhandene Vermögen und die potenziellen Zerschlagungswerte der am Projekt Beteiligten so gut wie keine Rolle. Fast ausschließlich die zukünftig erwarteten Cash-Flows nach Fertigstellung des Projekts werden als Basis für den Schuldendienst herangezogen.  

Im Wesentlichen besteht das Risiko des Kreditgebers im Fertigstellungsrisiko (Completion risk) oder im mangelnden Erfolg des angestrebten Projekts. Die Rückzahlung des Kredits in Form von Tilgung und Zinsen erfolgt somit im Vergleich zu einem am Vermögenswert orientierten Asset-based lending erst zu einem relativen späten Zeitpunkt. Dies hat unter anderem zur Folge, dass alle am Projekt beteiligten Partner ein sehr großes Interesse an der erfolgreichen Verwirklichung des Vorhabens haben. Meist wird dem Kreditgeber in Ermangelung aktuell vorhandener Vermögenswerte als Ausgleich vertraglich ein großes Mitspracherecht bei der konkreten Ausgestaltung des Projektes eingeräumt. Dies umfasst zum Beispiel Möglichkeiten der Mitwirkung in der Geschäftsführung und der Einflussnahme auf die Leistung der Projektgesellschaft. 

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